Digitale Schulbücher

01
Jun.

Zu Beginn des Schuljahres 2012/13 sollen die ersten digitalen Lehrwerke neben den bisherigen Druckausgaben herauskommen. Martin Hüppe, Geschäftsführer beim Cornelsen Verlag reagiert mit der Intitiative auf den schwierigen Markt der digitalen Schulmedien. Er beschreibt die Situation so: Die Nachfrage nach digitalen Büchern ist sehr groß, es ist aber immer noch ein verhaltener Sektor“. Bisher hatte man keinen Erfolg den Eltern mitzuteilen, wie sinnvoll diese digitalen Medien sind, da diese Art und Weise auf Unverständnis stieß. Durch einheitliche Handhabung möchte man aber die digitalen Bücher deutlich attraktiver machen.

Wie funktioniert das mit den digitalen Büchern?

Alle digitalen Bücher, die ein Schüler oder Lehrer gekauft hat steht nebeneinander in einem virtuellen Regal. Über die Webseite www.digitale-schulbuecher.de sollen Schüler, Eltern und Lehrer das gesamte Angebot ab dem Herbst 2012 nutzen können. Wer ein Buch erwerben möchte, der wird von dieser Webseite zum Webshop des jeweiligen Verlages geführt. Der anbietende Verlag legt die genauen Konditionen fest, der Verband macht hier keine Vorgaben. Es soll angeblich möglich sein, die Bücher dauerhaft oder zeitlich begrenzt auszuleihen. Beim Kauf von Mengenlizenzen soll es ebenso Rabattmodelle geben.

Für ein gewünschtes Buch erwirbt der Anwender einen Freischaltcode, mit dem die Nutzung online oder auch offline möglich ist. Möchte man ein digitales Schulbuch offline nutzen, muss es heruntergeladen und lokal eingerichtet werden. Falls das gleiche Buch vormittags in der Schule online genutzt wird und nachmittags am Rechner offline, so sollen Notizen, Zeichnungen und Lesezeichen automatisch zwischen beiden Versionen abgeglichen werden. Die digitalen Bücher sind, wenn sie lokal auf der Festplatte liegen, nur einsehbar, nachdem sich der Nutzer beim Webportal angemeldet hat, ansonsten nicht. So können illegale Kopien verhindert bzw. vermieden werden. Die Bücher sind ähnlich wie bei Amazon oder Apple mit dem Nutzerkonto verbunden, für das sie schließlich gekauft wurden. Der Verband möchte mit dem Landeszentrum für Datenschutz in Schleswig Holstein kooperieren, um die persönlichen Daten von Schülern und Lehrern ausreichend zu schützen.

Digitales Schulbuch – bietet es mehr als die Druckausgabe?

Das digitale Schulbuch ist nicht viel mehr als eine 1:1 Umsetzung der Druckausgabe. Der Verband konzentriert sich mehr darauf, für ein offenes System zu sorgen. Die Bücher sollen nur unter Windows und Mac OS X nutzbar sein – eine Linus Kompatibilität ist derzeit nicht geplant. Laut Tilo Knoche vom Klett Verlag habe die bisherige Testphase gezeigt, dass an den deutschen Schulen sehr unterschiedliche technische Voraussetzungen gegeben sind.

Die Buchseiten der digitialen Version entsprechen der gedruckten Version, können jedoch noch um Multimedia-Inhalte erweitert werden. Der Anwender hat die Möglichkeit, Notizen und Lesezeichen hinzufügen und ganze Textabschnitte zu markieren. Den Verlagen bleibt dabei selbst überlassen, inwieweit die Bücher inhaltlich durch Videos, Animationen oder interaktive Elemente aufgepeppt werden. Die ersten digitalen Titel bewirbt Klett mit dem Werbespruch “ Mehr als nur ein eBook„. Der Verlag entwickelt für die Lehrer sogenannte digitale Unterrichtsassistenten, die außer den Inhalten der gedruckten Schüler- und Lehrerausgabe eines Schulbuchs noch zusätzlich interaktive Übungen, Audio- und Video-Material sowie Links zu den Webseiten enhält. Das digitale Buch soll die Lehrer am PC zu Hause bei der Vorbereitung des Unterrichts unterstützen, die Textpassagen farbig markieren oder virtuelle Notizen ins Buch kleben können. Im Unterricht lassen sich die Doppelseiten des digitalen Lehrbuches mit einem Beamer an die Wand werfen oder auch am Smartboard präsentieren. Ist ein Notizzettel im Gemeinschaftskunde-Lehrbuch mit einem Link auf Internetinhalte zu aktuellen tagespolitischen Ereignissen befestigt, so kann dieser angeklickt werden.

Einige „hundert“ digitale Lehrwerke sollen zum Marktstart fertig sein. Doch nicht längst alle Prototypen sind inzwischen soweit fit für Mac OS X, iOS und Android. Es wird vor allem darum gehen, dass die digitalen Bücher mit einem Mehrwert ausgestattet sind und die Verlage müssen organisatorisch ihre Geschäftsmodelle präzisieren.

Wie teuer ist so ein digitales Schulbuch?

Der Verlag Klett beispielsweise hat in der Erprobungsphase geplant, die Bücher kostenfrei befristet auf 12 Monate anzubieten, danach sollen sie kostenpflichtig werden. Das Standard-Monatsabo soll bei dem Cornelsen-Verlag bei 9,95 Euro liegen, zwölf Monatspakete sollen 79,90 Euro kosten. Für das i-Pad von Apple benötigt man eine Version, die mit viel Speicher ausgerüstet ist und für die Bücher braucht man viel Speicherplatz.